Das andere Spanien – Gemeindereise im Mai 2013

…wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Wenn es nach diesem Motto ginge, könnten wir locker das ganze Gemeindeblatt füllen, so viel gäbe es über unsere Reise nach Spanien, genauer gesagt Kastilien und Andalusien auf den Spuren der Mystik entlang der Lebensstationen von Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz zu erzählen. Die Vorbereitung durch unsere Gemeindereferentin Maria Riedl war mehr als gelungen, es erwartete uns ein tolles Programm und alles klappte wunderbar. Hier schon einmal unser ganz herzlicher Dank dafür!

1.Tag: In Madrid empfing uns unser Reisebegleiter Matthias Franze und wir waren von ihm von Anfang an gleich in Bann geschlagen und begeistert. Er hat uns auf grandiose Weise in Kultur und Geschichte und vieles mehr eingeführt. Den einen oder anderen haben seine Ausführungen dann auch mal sanft in den Busschlaf gewiegt, aber das hat er uns nicht verübelt. Auch für ihn war das Thema Mystik eine neue Herausforderung wie er uns am Ende verraten hat. Auch Unvorhergesehenes meisterte er souverän, z.B., die geplante Stadtrundfahrt in Madrid musste kurzfristig immer wieder durch andere Strassen gehen, da die Madrilenen mitten auf den Strassen einen Fußballsieg feierten.

2.Tag: Am Pfingstsonntag besuchten wir in Madrid zuerst einen für unsere Begriffe unfestlichen Pfingstgottesdienst (keine Ministranten, kein Lied, keine Orgel, außer uns recht wenige Kirchenbesucher). Direkt neben der Kirche erwartete uns dann das erste Highlight, der Prado, mit den ersten Einblicken auf die spanische Kultur- und Religionsgeschichte anhand von speziell ausgesuchten Werken von El Greco, Goya, Murillo, Velazquez und Tizian. Weiter ging es zum „El Escorial“ dem Kloster von San Lorenzo und einstigen Königspalast von Philipp II.

Beeindruckend war der Königspalast mit den sehenswerten Königsgemächern, den Kreuzgang mit den Kapitelsälen und den Sakristeien, die Kirche in der so dicke Pfeiler stehen, in die eine 3-Zimmerwohnung passen würde und die Königsgruft in der alle spanischen Könige außer zweien begraben sind. Nun ist sie voll und der heutige König Juan Carlos muss sich eine andere letzte Ruhestätte suchen. Nicht zu vergessen die große Bibliothek in der die Bücher mit den Rücken zur Wand stehen und die offenen, meist vergoldeten Blattseiten in den Raum zeigen. Nach einer Fahrt durch die karge Granitlandschaft erreichten wir am Abend Avila. Auch bei schlechtem Wetter beeindruckte uns schon der erste Blick auf die Stadt mit ihrer weltberühmten Stadtmauer. Und in unserer Unterkunft in Avila wehte ein ganz besonderer Hauch der Mystik, nicht nur weil es die Universität für Mystik ist und einen ganz besonderen Baustil hat, und nicht nur weil es furchtbar kalt war (Mitreisende wissen was ich meine..).

3.Tag: In Avila erfuhren wir vieles über das Leben und Wirken der heiligen Teresa. Wir sahen ihr Geburtshaus, ihr erstes Kloster in das sie eintrat und auch das erste von 15 Klöster, die sie selbst gründete.

4.Tag: Salamanca. Diese schöne Stadt wurde großteils aus einem sehr hellen Sandstein gebaut, was ihr den Namen „Goldenen Stadt“ einbrachte. Wir hörten viel Spannendes über die ehrwürdige und sehr berühmte Universität von Salamanca, die wir auch ausführlich besichtigten. Die riesige Bibliothek war leider nur vom Eingang her durch Glas zu sehen.

Er erklärte uns auch sehr anschaulich wie man in alten Zeiten Professor wurde. Wir sahen die beiden Kathedralen und das Muschelhaus um das sich ein paar schönen Legenden bildeten. Nach der Ankunft auf der Plaza Mayor, die umrahmt ist von Bildern einstiger und heutiger Berühmtheiten erhielten wir wie jeden Mittag eine großzügige Siestazeit, die viele von uns zur Stärkung bei Tapas, Menu del Dia oder Rationes nutzten. Auf der Rückfahrt nach Avila machten wir Stopp in Alba de Tormes und feierten einen Gottesdienst in der kleinen Kirche, dem Sterbeorte und der Begräbnisstätte der hl. Teresa.  – nächste Woche mehr

5.Tag: Toledo. Wir fuhren durch die herrliche Landschaft der bewaldeten Hochebene durch Täler und dann vorbei an Feldern und Wiesen, die mal lila von Lavendel und anderen lilafarbenen Wiesenblumen und dann wieder tiefrot vor lauter Mohnblumen an uns vorbeizogen. Nach einem kurzen Halt bei den „Toros von Guisando“ einer aus Granit gehauenen Darstellung von Stieren und eventuell auch einem Eber keltischen Ursprungs machten wir einen herrlichen Spaziergang entlang von Wiesen mit vielen bunten Blumen, Lavendel und Zistrosen bis in einen Pinienwald vorbei an grasenden Rindern.

In Toledo fiel uns sofort auf, dass die Stadt schon sehr festlich für Fronleichnam geschmückt war. Bunte Tücher an allen Hausbalkonen und Fenstern.

Nach einem Rundgang durch die schöne Altstadt besichtigten wir auch die prachtvolle gotische Kathedrale, die einst Sitz des Primas von Spanien war und ebenso auf dem Plan standen die beiden einzigen in Zentralspanien erhalten gebliebenen Synagogen, Santa Maria la Blanca und El Transito. So langsam näherten wir uns den Gebieten in Spanien, wo bis zu einem gewissen Zeitpunkt Christentum, Judentum und Islam mehr oder weniger friedlich koexistierten. Mit dem Besuch der Kapelle von Santo Tomé in der sich ein ganz bedeutendes Werk des wohl mystischsten aller spanischen Maler, El Greco befindet rundeten wir unser Bild von Toledo ab.

6. Tag: Weiter ging es nun immer vorbei an unendlich weiten Olivenbaumhainen durch das Kastilien der Mancha. Selbstverständlich durften da Don Quijote und Sancho Pansa nicht fehlen. Ein weiterer Fotohalt mit Windmühlen war deshalb nur natürlich bevor es in ein kleines Dorf ging wo die Beiden fast an jeder Häusermauer zu sehen waren und wir uns in der Casa Don Quijote mit einem Cafe Solo stärkten. Dann endlich Cordoba, die Stadt wo das maurische Spanien seine erste und nie wieder erreichte Blüte erlebt hat. Bei wunderbaren 25°C und Sonnenschein besichtigten wir das Museum Medina Az-Zahara. Dann führte uns unser Weg direkt in die malerischen Gassen der Juderia, des Judenviertels in Cordoba. In einem Museum begegneten wir dem Professor Sebastian de la Obra, der verschiedene Ämter in Cordoba innehat und uns an diesem Abend einen sehr beeindruckenden Vortrag über die Mystik im Judentum und im Islam hielt. Unser Matthias hat in diesen Stunden mit größtenteils Simultanübersetzung Großartiges geleistet! Zum Abschluss mit Fragen erstaunte uns der Professor noch mit einem gesanglichen Vortrag.

7.Tag: Cordoba: Mit der örtlichen Führerin Isabella erlebten viele den absoluten Höhepunkt der Reise. Zuerst stand noch auf dem Programm das uns schon bekannte Judenviertel mit einer Statue des Maimonides, des bedeutendsten jüdischen Mystikers und die einzig in Südspanien erhalten gebliebene Synagoge.

Doch dann betraten wir die Moschee-Kathedale Mezqita mit ihren hunderten Marmorsäulen, den weis-roten Bögen darüber und der riesigen Kathedrale in der Mitte. Es war einfach unglaublich, dass aus einer riesengroßen Moschee, die im Laufe der Zeit immer wieder vergrößert worden war eine katholische Kathedrale werden konnte und heute noch ist. Außen herum gab es viele Kapellen und auch eine islamische Gebetsnische. Allein der Gedanke, dass hier eigentlich Christen und Moslems nebeneinander zu Gott beten, ist unbeschreiblich. Wir sahen zudem noch den Alcazar der christlichen Könige mit dem wunderschönen Garten und den Wasserspielen und nach der Siesta zeigte uns Matthias die Casa Andalusi, die einen schönen kleinen Innenhof, verschiedene Zimmer mit kleinen kunsthandwerklichen Dingen, schönen Schriften mit verschiedenen Weisheiten Bücher und Fundsachen aus dem Altertum beherbergten. Alles liebevoll zusammengestellt von einer Frau, die sich sehr für die islamische Mystik engagiert. Nach einer Fahrt weiter in den Süden vorbei an immer mehr Olivenhainen kamen wir nach Granada. Schon von weitem konnte man die Alhambra, den roten Berg sehen. Und unser Hotel lag gleich daneben!

8. Tag: Am Samstag erkundeten die Alhambra.

Ein Glück, dass der letzte islamische Herrscher hier so schlau war, diese wunderschöne Anlage der Königin Isabella zu schenken und sie somit vor der Zerstörung zu retten. Mit Phantasie konnte man sich vorstellen wie die Räume, Gärten und Innenhöfe mit Farben, bunten Kissen und allem möglichen Prunk ausgesehen haben. Die maurische Architektur und die islamische Kunst sind immer noch, bzw. wieder sehr gut erhalten. Wir sahen den Renaissancepalast Karls V., den Nasridenpalast und den Sommerpalast mit den Gärten des Generalifen. Zudem war auf dieser Bergfestung auch eine Zitadelle für das Militär. Von hier aus erließen die Katholischen Könige Isabella und Ferdinand das Edikt, dass 1492 alle Juden, die sich nicht zum Christentum bekehren lassen wollten vertrieben und verfolgt werden. Auch für die Moslems begann damit eine Schreckensherrschaft. In Granada besuchten wir zum Abschluss die Kathedrale in der die Katholischen Könige begraben sind. Nach einem Rundgang durch die Altstadt und freier Zeit kamen wir auch mal zum Schwitzen, als es zu Fuß wieder hoch zur Alhambra und in unser Hotel ging. Mit einem Gottesdienst, der klassischen Schlussrunde und dem Championsleague-Endspiel ging diese wunderbare Reise zu Ende. Es war wieder eine tolle Erfahrung, wenn auch die Mystik vielen von uns immer noch verborgen ist. Aber wie hat eine Mitreisende es so schön zusammengefasst: “Mystik ist die Annäherung an das Unfassbare“  

Gabi Utz