Christi Himmelfahrt – Was feiern wir da überhaupt?!?

Es war der 05. Mai 2016. Ein Donnerstag. Und Feiertag. Vatertag. Und wunderbares Wetter. Ideale Voraussetzungen, mit einem Bollerwagen auf Vatertagswanderung zu gehen. Aber stattdessen zogen mich und meine Familie unsere Füße in Richtung der Katholischen Kirche, wo ab 9:30 Uhr der Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt gefeiert wurde;  ein gemeinsamer Gottesdienst der Kirchengemeinden Schwieberdingen und Möglingen.

Aber was feiern wir eigentlich an Christi Himmelfahrt? Die Gemeindereferentin Hanne Schuler beschrieb es zu Beginn des Gottesdienstes sehr treffend: Während Himmel und Erde gerne als Gegensätze betrachtet werden, so feiern wir an Christi Himmelfahrt, dass sich Erde und Himmel berühren. Der Menschensohn, der von der Erde zum Himmel auffährt, stellt die endgültige Verbindung zwischen Gott und den Menschen dar. In der Lesung aus der Apostelgeschichte hörten wir, wie „zwei Männer in weißen Gewändern“ unmittelbar nach Jesu Himmelfahrt zu den Jüngern sagten, sie sollten nicht weiter dastehen und zum Himmel emporschauen. Diese Engel lenkten also die Aufmerksamkeit der Jünger vom Himmel wieder zurück auf die Erde, dorthin wo sie lebten und wirken sollten. In ihrer Predigt bezog sich Frau Schuler auch auf genau das: Nach all der Lehre durch Jesus mussten die Jünger nun auch ohne ihn als Mensch in ihrer Mitte sein Werk selbständig weiterführen. Sie mussten mündig werden, erwachsen im Glauben. Ein angebliches Zitat, das dem russischen Kosmonauten Juri Gagarin jahrzehntelang in den Mund gelegt worden war, lautet: „Ich bin in den Weltraum geflogen, aber Gott habe ich dort nicht gesehen.“ Doch auch hier greift, dass wir erwachsen werden müssen im Glauben; und Hanne Schuler machte es mit einfachen Worten deutlich: „Gott ist nicht dort, wo der Himmel ist. Der Himmel ist dort, wo Gott ist.“ Und wir Menschen könnten mit unserem Verhalten und unserer Lebensweise zeigen, dass Gott und damit der Himmel überall um uns herum ist.

Abgerundet wurde der Gottesdienst durch das Mitwirken der Kirchenchöre von Möglingen und Schwieberdingen als gemeinsamer Chor unter der Leitung von Herrn Norbert Haas. Herr Haas hatte es einmal wieder verstanden, ein frisches Programm zusammenzustellen; er begann mit stellenweise einstimmigen Liedern, in denen er gekonnt mit dem Wechsel von Frauen- und Männerstimmen sowie Kanonabschnitten spielte. Zum Sanctus brachte er mit dem Stück „I sing holy“ aus der Gospel-Messe „Body & Soul“ Swing in die Kirche und krönte nach der Kommunion das Ganze mit dem „Halleluja“ aus Händels Messias – ein Ohrenschmaus!

Nach der Botschaft aus dem Gottesdienst und diesen Klängen zogen wir aus zur Flurprozession unter strahlend blauem Himmel und baten an vier Stationen den Herrn um Segen für unsere Arbeit, um Vertrauen und Gelassenheit, um Bewahrung und Sicherheit auf allen Wegen sowie um Gerechtigkeit und Frieden in der Welt.

In der Zwischenzeit hatte der gemeinsame Liturgieausschuss von Schwieberdingen und Möglingen einen wunderbaren Frühschoppen mit 120 Paar Weißwürsten, 120 frischen Brezeln, Weißbier und alkoholfreien Getränken vorbereitet, so dass wir den Vormittag im gemütlichen Beisammensein ausklingen lassen konnten. Der einzige „Stressfaktor“ war, dass die Weißwürste rechtzeitig vor 12 Uhr gegessen sein mussten; schließlich waren wir im Vorfeld darauf hingewiesen worden, dass diese das Mittagsläuten nicht mehr hören dürften!

Nach diesem schönen Vormittag und Mittag musste ich mich schon fragen: Wer braucht da noch einen Bollerwagen??

Daniel Schönemann